Der Begriff Zersiedlung steht für das unkontrollierte und landschaftszerstörende Errichten von Siedlungen besonders an den Rändern von Großstädten und in Ballungsgebieten. In den wenigsten Fällen handelt es sich um reine Wohnsiedlungen, viel öfter sind auch flächen- intensive Wirtschaftseinrichtungen, wie Gewerbe-und Industriebetriebe, Flughäfen, Mülldeponien oder ähnliches mit angesiedelt.
Die Dimensionen der Zersiedlung in Deutschland
Eigentlich begann die Zersiedlung Deutschlands schon im 19.Jahrhundert. Damals stieg die Bevölkerungszahl rasant, die mittelalterlichen Städte wurden zu klein und die Bebauung dehnte sich weit über die Stadtmauern hinaus. Es gab noch keine strengen Bauvorschriften und die Grundstücke außerhalb waren viel preiswerter. Aber nicht nur die Städte wucherten, auch im ländlichen Raum gab es Zersiedlungserscheinungen. Im 20.Jahrhundert kam dann noch im großen Stil die Ansiedlung von Industrie an den Stadträndern dazu. Die Deutschen brauchen auch heute, wo die Bevölkerung nicht mehr zu, sondern abnimmt, immer mehr Wohnraum. Die Familien leben zunehmend nicht mehr alle unter einem Dach, es gibt viele Single-Haushalte. Auch die gewünschte Quadratmeter- Zahl pro Bewohner steigt. Dazu kommt der Wunsch nach dem Haus im Grünen, den Wochenendhäusern und Gartengrundstücken, vor allem an landschaftlich reizvollen Plätzen. Heute ist Deutschland eines der am dichtesten besiedelten Länder der Erde. 228 Menschen leben pro Quadratmeter und rund 13 Prozent der Fläche ist von Siedlungen bedeckt. Diese Siedlungen benötigen zusätzliche Flächen für Verkehrswege, Lärmschutz und Infrastruktur und “fressen” damit immer mehr Platz. Es gibt heute nur noch wenige zusammenhängende große Wald- Wiesen – und Heideflächen ohne Besiedlung und Verkehrswege, man spricht von Zerschneidungs- und Verinselungseffekten.
Die Folgen der Zersiedlung
Die Zersiedlung schadet der Flora und noch mehr der Fauna. Für die Pflanzenwelt ist der “Zuzug fremder Vegetation” in den Gärten der Menschen und das Freizeitverhalten vieler Erholungssuchender problematisch. Die Tierwelt wird durch die Zerschneidung der Naturräume noch mehr gefährdet. Wildtiere mit einem großen Aktionsradius, wie Wölfe
Luchse und Fischotter sind fast vollständig vertrieben. Wildschweine und Rehwild werden durch Lärm und Verkehr aufgestört und durch Schienen, Zäune und Dämme bei der Flucht behindert. Die Verkleinerung und Zerschneidung naturbelassener Flächen, führt, wie auf kleinen isolierten Inseln im Meer, am Ende zur Reduzierung der Artenvielfalt und sogar zu Inzucht und damit zum Aussterben. Gerade für kleinere Tierarten ist es unmöglich, in andere Gebiete zu wechseln. Auf der anderen Seite werden die Siedler durch immer wieder in ihren Lebensraum vordringende Wildtiere auch gestört und geschädigt.
Maßnahmen zum Stoppen weiterer Zersiedlung
Zersiedlung und Umwelt vertragen sich nicht. Eine Möglichkeit, die Zersiedlung zugunsten der Natur langfristig zu stoppen, sind städtebauliche Maßnahmen, die die Stadt als Wohnraum wieder attraktiver machen und ein qualitativ hochwertiges Wohnumfeld schaffen. Der Wunsch vieler Menschen nach dem Haus im Grünen kann durch Lebensqualität in der Stadt ersetzt werden. Straßenbaumaßnahmen sollten auf ein notwendiges Mindestmaß reduziert werden. Außerdem müssen die Naturschutzgebiete, die es heute noch gibt, gegen alle Eingriffe hundertprozentig geschützt werden.
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